Schneezentrum Tirol ermöglicht energieeffiziente und wassersparende Beschneiung

Ein Viertel des Jahresumsatzes zahlen Skigebiete für die technische Beschneiung – der Aufwand an Wasser und Energie ist erheblich. Grund genug, über einen schonenden Einsatz von Ressourcen nachzudenken. Im Schneezentrum Tirol wird seit 2016 an einer verstärkten Ökologisierung und Nachhaltigkeit der technischen Beschneiung geforscht – mit erstaunlichen Erkenntnissen, neuen Erfindungen und vielen Schritten zu noch mehr Effizienz.


Wer im 35 km von Innsbruck entfernten Skiort Kühtai neben Michael Rothleitner am Versuchsfeld des Schneezentrums Tirol steht, der sieht: weiß. Eine große Fläche mit Schnee, unterteilt in Sektoren, die keinen erkennbaren Unterschied aufweisen. Doch für den Leiter des Schneezentrums ist jeder Abschnitt ein offenes Buch. Hier lassen sich Qualität und Eigenschaften des technisch erzeugten Schnees genau bestimmen. Eine wichtige Voraussetzung, um die technische Beschneiung zu optimieren, um Wasser, Strom und letztlich auch Kosten zu sparen. Das Freiluftlabor des Schneezentrums Tirol ist in dieser Form weltweit vermutlich einzigartig. 

 

Bahnbrechende Erfindung

„Bei der Beschneiung wurde früher vieles über den Daumen gepeilt. Menge und Qualität des erzeugten Schnees waren und sind vielfach noch immer noch Produkte einer Versuch-und-Irrtum-Entwicklung“, sagt Rothleitner. Seit seiner Gründung liefert das Schneezentrum Tirol deshalb Grundlagen, um die Beschneiung effektiver zu machen. Bis vor kurzem war es etwa nicht möglich, den flüssigen Wassergehalt im erzeugten Schnee zu messen. Genau der ist aber ein wichtiger Gradmesser für dessen Qualität und Beschaffenheit. In Zusammenarbeit mit der Universität Innsbruck ist es gelungen, DETISS zu entwickeln – das weltweit erste praxistaugliche Gerät zur Messung der Schneefeuchte. Für das Schneezentrum Tirol ist diese Erfindung ein Meilenstein, um Ressourcen zu schonen. Denn mit DETISS kann jetzt genau gemessen werden, welche Schneequalität von den einzelnen Anlagen erzeugt wird. Der Messwert gibt zudem Auskunft darüber, wie viel technischer Schnee aus dem eingesetzten Wasser entstanden ist, wie viel davon verdunstet ist und wie viel noch immer Wasser ist, wenn zusätzlich noch das produzierte Schneevolumen erfasst wird. So gelingt es Skigebietsbetreibern bei der Wahl des effizientesten Modells für ihre Gegebenheiten zu unterstützen und nachhaltig zu investieren. Zusätzlich können die Herstellerfirmen bei bereits vorhandenen Schneeerzeugern untersuchen, welche Parameter am effizientesten verändert werden müssen, sodass mit möglichst wenig Wasser und Energie die größte Menge und beste Qualität an technisch erzeugtem Weiß entsteht. „Die Entwicklung von DETISS ist ein wichtiger konkreter Schritt“, sagt Rothleitner, der aber durchaus kritisch anmerkt, dass in Zukunft noch mehr geforscht werden muss – auch seitens der Hersteller.

 

Kurzfristige Wetterprognosen

Forschung ist notwendig, denn Schnee ist ein kompliziertes „Produkt“. Um die technische Schneeproduktion nachhaltiger zu machen gibt es nicht das eine Patentrezept. So spielen zum Beispiel Höhenlage, Luftfeuchtigkeit, Windverhältnisse, Temperatur und Strahlung eine Rolle. Deshalb brauchen die Skigebiete noch genauere Vorhersagen und deshalb treibt das Schneezentrum die Entwicklung kurz- und mittelfristiger Wetterprognosen voran.

„Im Sinne von Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit macht es natürlich keinen Sinn bei grenzwertig warmen Temperaturen zu beschneien, wenn es ein paar Tage später ohnehin sehr kalt werden würde“, sagt Michael Rothleitner. Diese Informationen sind also für die Skigebiete besonders wichtig.

Um solche Fragen zu lösen, sieht sich das Schneezentrum als Drehscheibe, die Kompetenzen vernetzt und Entwicklungen anstößt. Die Universität Innsbruck, die ZAMG, Geographen, Meteorologen und Physiker leisten so wertvolle Beiträge zur Zukunft der technischen Beschneiung.

Neben der wissenschaftlichen Annäherung an eine umweltschonende Beschneiung begleitet das Schneezentrum aber auch praktische Versuche. In Seefeld etwa untersucht man wieviel Ersparnis es bringt, wenn man die Luft für die Beschneiungsanlagen aus einem bekannten Kaltluftsee in einer Senke nicht nur verwendet, sondern sogar managt. Damit ist effizientere Schneeproduktion möglich und das spart wiederum Strom.

 

Schneehöhen messen

Ein großer Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit bei der technischen Beschneiung kann aber auch in den Skigebieten selbst geleistet werden. Mit einer exakten Schneehöhenmessung wird eine „Überproduktion“ von technischem Schnee vermieden. Solche Schneehöhenmessungen sind heute vielfach Standard. Wenn diese Daten in Zukunft auch noch mit genauen Wettervorhersagen verknüpft werden, kann punktgenau beschneit und der Ressourceneinsatz deutlich verringert werden. 

Wie gesagt: Schnee ist ein kompliziertes „Produkt“ – und der Weg zu noch mehr Nachhaltigkeit in der technischen Beschneiung führt über viele Stationen. Das Schneezentrum gibt die Richtung vor und treibt die Entwicklung an. Damit ist es eine wichtige Einrichtung, um Tirol nicht nur zum Wintersportland Nummer 1 sondern auch zum weltweiten Technologieführer in Sachen Pistenmanagement zu machen.

 

 

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